Unser pädagogischer Input hier ist wie immer ein Angebot zur persönlichen Auseinandersetzung und Weiterentwicklung und das Zusammenfinden zu einem gemeinsamen roten Faden für Träger, Team und Eltern.
Ein Kompass für den wertschätzenden Umgang im Waldkindergarten
Wie wir mit Kindern sprechen, wie wir ihnen begegnen und welche Atmosphäre wir für sie gestalten, hat einen großen Einfluss auf ihr Wohlbefinden und ihre Entwicklung. Im Waldkindergarten leben wir täglich vor, wie respektvolle Kommunikation und achtsames Miteinander funktionieren. Die Reckahner Reflexionen geben uns dabei eine wertvolle Orientierungshilfe. Doch was steckt dahinter und warum sind sie auch für unseren Waldkindergartenalltag so bedeutsam?
Was sind die Reckahner Reflexionen?
Die Reckahner Reflexionen sind eine Reihe von Grundsätzen für eine gerechte, menschenrechtsorientierte und würdevolle pädagogische Praxis. Sie wurden von Wissenschaftler*innen entwickelt, um die Rechte von Kindern in Bildungsprozessen zu stärken und die pädagogische Haltung in der täglichen Praxis zu reflektieren. Ihr Ziel ist es, eine Kultur der Anerkennung und Partizipation zu fördern, in der sich Kinder als wertgeschätzte Mitglieder der Gemeinschaft erleben.
Waldkindergarten und die Werte der Reckahner Reflexionen
In einem Waldkindergarten haben Kinder besonders viele Freiheiten: Sie können ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben, entdecken mit allen Sinnen die Natur und erleben sich als selbstwirksam. Doch mit dieser Freiheit kommt auch Verantwortung – für uns als pädagogisches Team, aber auch für euch als Eltern. Die Reckahner Reflexionen helfen uns, einen Rahmen zu schaffen, in dem Kinder als eigenständige Persönlichkeiten mit Rechten wahrgenommen und ernst genommen werden.
Zentrale Leitsätze für unseren Alltag
- Die Würde der Kinder achten
Jedes Kind hat das Recht, mit Respekt behandelt zu werden. Das bedeutet, dass wir in unserer Sprache und unserem Verhalten bewusst darauf achten, nicht abwertend, herablassend oder verletzend zu agieren. Wir vermeiden es, Kinder bloßzustellen oder in unangenehme Situationen zu bringen. Stattdessen begegnen wir ihnen auf Augenhöhe und nehmen ihre Gefühle ernst.
- Kinder als Subjekte ihrer Entwicklung anerkennen
Kinder sind von Geburt an kompetente und lernfähige Individuen. Sie brauchen keine ständige Kontrolle, sondern vertrauensvolle Begleitung. Im Waldkindergarten fördern wir diese Eigenständigkeit, indem wir ihnen zutrauen, Entscheidungen zu treffen und ihre Umwelt aktiv mitzugestalten.
- Partizipation ermöglichen
Kinder haben das Recht, an Entscheidungen beteiligt zu werden, die sie betreffen. Das bedeutet nicht, dass sie alles bestimmen, aber dass ihre Meinung zählt. Ein Beispiel: Beim Morgenkreis entscheiden die Kinder mit, welche Themen besprochen werden. Bei der Wahl des Tagesortes überlegen wir gemeinsam, welcher Platz für alle passend ist.
- Machtasymmetrien reflektieren und bewusst gestalten
Erwachsene haben naturgemäß mehr Macht als Kinder. Diese Macht darf aber nicht willkürlich eingesetzt werden, sondern muss stets im Sinne des Kindeswohls genutzt werden. Das bedeutet, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst sind und sie reflektiert ausüben.
- Schutz vor psychischer und physischer Gewalt gewährleisten
Gewalt hat viele Gesichter – nicht nur körperliche Übergriffe, sondern auch abwertende Sprache, Drohungen oder Einschüchterung sind Formen von Gewalt. Die Reckahner Reflexionen fordern uns auf, jegliche Form von Gewalt in pädagogischen Kontexten zu vermeiden und stattdessen mit gewaltfreier Kommunikation und Empathie zu arbeiten.
Eltern als Vorbilder – zu Hause und im Wald
Die Reckahner Reflexionen sind nicht nur für den Kindergartenalltag wertvoll, sondern auch für das Familienleben. Kinder lernen durch Nachahmung. Wenn sie erleben, dass sie ernst genommen werden, ihre Gefühle Platz haben und sie in Fehlern nicht bloßgestellt werden, dann übernehmen sie diese Haltung auch selbst im Umgang mit anderen.
Ein gemeinsamer Weg
Wir im Waldkindergarten haben den Anspruch, nicht nur über respektvolle Kommunikation zu sprechen, sondern sie zu leben. Wir laden euch als Eltern ein, diesen Weg gemeinsam mit uns zu gehen. Wenn wir gemeinsam die Werte der Reckahner Reflexionen im Blick behalten, schaffen wir eine Umgebung, in der sich Kinder sicher, wertgeschätzt und frei fühlen können.
Lasst uns weiter gemeinsam wachsen – für eine achtsame, respektvolle und liebevolle Begleitung unserer Kinder!
Wenn ihr mehr wissen wollt
Mehr Informationen zu den Reckahner Reflexionen findet ihr auf der offiziellen Website: https://paedagogische-beziehungen.eu/. Dort gibt es weiterführende Materialien, Fortbildungsangebote und Praxisbeispiele.
Auch der Austausch mit anderen Eltern und Pädagog*innen kann bereichernd sein – sprecht uns gerne an, wenn ihr Interesse an einem Gespräch oder einer gemeinsamen Reflexionsrunde habt!
Wenn gewünscht könnte dieses Thema auch im Rahmen der Elternakademie mal einen Abend einnehmen.