Was macht ihr bei schlechtem Wetter?

„Sonnentage im Wald sind gut, aber Regentage noch viel besser!“ Das, was wir Erwachsenen beim Blick aus dem Fenster als schlechtes Wetter bezeichnen, eröffnet für die Kinder draußen völlig neue Erfahrungswelten: Regentropfen, Pfützen, Matsch – damit lässt es sich (passende Kleidung vorausgesetzt) endlos spielen und die Freude dabei steht den Kindern ins Gesicht geschrieben.

Natürlich gibt es auch mal Tage an denen man nicht so gut gelaunt ist. Das ist bei uns Erwachsenen aber nicht anders, auch OK und nicht unbedingt immer vom Wetter abhängig. Wer geht schon jeden Tag gleich gern ins Büro.

Dieses Bild steht unter der Pixabay License.


Seid ihr wirklich immer draußen, bei Regen & im Winter wenn es schneit?

Ja, wir nutzen bewusst mit den Kindern auch nicht unseren Bauwagen oder ähnliches. Das Wetter macht den Kindern meist weniger aus als den Erwachsenen, denn:

  • Sie werten noch nicht, es gibt kein gutes oder schlechtes Wetter.
  • Sie sind dem Wetter entsprechend im „Zwiebellook“ gekleidet.
  •  Sie sind bei Kälte immer in Bewegung.
  •  Im Rahmen der Resilienzbildung reagieren Kinder positiv auf „widrige“ Situationen.
  •  Verschiedene Wettersituationen bieten verschiedene tolle Spielanreize.
  •  In der Nähe gibt es einen Platz an dem wir notfalls zum Aufwärmen auch mal Feuer machen können.

Einzige Ausnahme zum immer draußen sein ist, wenn es das Wohl der Kinder gefährden würde draußen zu bleiben (bei Sturm, Schneebruchgefahr, etc.). Dann halten wir aber auch einen Bauwagen (leichtes Blechdach) oder eine einfache Hütte oder Teepees nicht für sicher und räumen das Waldgebiet. Stattdessen haben wir die Möglichkeit spontan in den Räumen der Sportanlage unterzukommen oder noch besser, wir machen Ausflüge (z.B. mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und/oder in die Stadtbücherei) oder lassen bei starkem Wind auf einer Wiese Drachen steigen. Erfahrungsgemäß gibt es pro Jahr im Durchschnitt etwa 1-5 Tage, an denen wir das alternative Programm nutzen.

Dieses Bild steht unter der Pixabay License.


Wie geht ihr im Wald eigentlich aufs Klo?

Wir distanzieren uns gezielt von der Idee einer zentralen Toilette, da diese im Bedarfsfall nie in der Nähe ist und dort potentiell mehr Krankheiten übertragen werden. In unserem Waldkindergarten bieseln wir abseits unserer Spielorte, das große Geschäft entsorgen wir in Kottüten (wie man sie vom Gassi gehen mit Hunden kennt) über die Müllabfuhr.

Dieses Bild steht unter der Pixabay License.


Aber mein Kind ist noch gar nicht „trocken“…

Kein Problem, keinen Druck aufbauen, es eilt nicht. Wir haben regelmäßig Wickelkinder dabei. Zum Wickeln haben wir eine Isomatte (manche Kinder lieben auch wickeln im Stehen) und die Kinder nehmen eine Windel und Feuchttücher einfach in ihrem Ruchsack mit. Insgesamt kann man aber beobachten dass sich bereits junge Kinder körperlich auf den Tag im Wald einstellen (und damit oft auch ihren Rhythmus fürs einkoten anpassen).

Dieses Bild steht unter der Pixabay License.


Kriegen die Kinder aus dem Wald nicht später Probleme mit der Schule?

Kurz und gut: Nein. Es gibt Studien, die belegen, dass Waldkinder sehr gut auf die Schule vorbereitet sind. Dabei liegt der Schwerpunkt der vorschulischen Bildung nicht auf stumpfen Lernprogrammen oder Arbeitsblättern, sondern auf der Erlangung von Schlüsselkompetenzen. Diese erleichtern es den Kindern sich gut in der Welt zurecht zu finden und das lernen zu lernen. Ein Kind, das beispielsweise seinen Muskeltonus nicht genügend trainiert hat, wird in der Schule unweigerlich Probleme haben längere Zeit stabil zu sitzen. Muss es sich aber darauf konzentrieren zu sitzen, wird es entschieden schwieriger konzentriert den Inhalten des Unterrichts zu folgen.

Exkurs: Dass unsere Sicht der Schulvorbereitung fruchtet ist inzwischen auch für viele Regelkindergärten klar, einen tollen Fachartikel darüber finden sie hier: leitungsheft.kindergarten-heute.de

Dieses Bild steht unter der Pixabay License.


Wird den Kindern denn nicht langweilig so ganz ohne Spielzeug?

Es gibt Kinder, denen wird nie langweilig und andere die haben zum Kindergarteneintritt häufiger Langeweile, das hat auch mit der heutigen Bespaßungsmentalität in unserer Gesellschaft zu tun. Aber Langeweile ist in Ordnung, Kinder haben ein Recht auf Langeweile. Diese ist grundlegend dafür, dass die Kinder sich damit auseinander setzen wie sie ihre Lebenswelt und ihre Lernerfahrungen eigenaktiv gestalten können. Dadurch, dass sie nicht hauptsächlich funktionsorientiertes Spielzeug konsumieren (ein Brettspiel hat z.B, nur eine Funktion, die irgendwelche Erwachsenen für die Kinder vor langer Zeit erdacht haben) , wird auch ein wichtiger Beitrag zur zukünftigen Suchtprävention geleistet. Nach kurzer Zeit haben die Kinder gelernt Langweile zu akzeptieren und mit ihr umzugehen und so werden die Phasen bis sie eigenaktiv (und übrigens sehr kommunikativ und sozial) aktiv werden immer kürzer.

Dieses Bild steht unter der Pixabay License.


Ist es für Kinder im Wald nicht viel gefährlicher als im „normalen Kindergarten“?

Es gibt Gefahren im Wald, die es im Hauskindergarten nicht gibt. Dazu zählen beispielsweise Mückenstiche, Zeckenbisse, giftige Pflanzen, scharfes Werkzeug, Baumklettern… Allerdings gibt es auch Strategien damit umzugehen (darüber an anderer Stelle mehr). Außerdem passieren statistisch gesehen im Waldkindergärten weniger Unfälle als in „Hauskindergärten“. Dies ist auch einleuchtend, sind Präventionsmaßnahmen gemäß der Gemeindeunfallversicherung doch Bewegung und Erlernen von Strategien zum Umgang mit Gefahren, beides eine große Stärke von Waldkindergärten.

Dieses Bild steht unter der Pixabay License.


Wie ist das denn jetzt mit dem Essen?

eigenaBrotzeit in der eigenaktiven KiTa

Etwa gegen 10.00 Uhr gibt es bei uns am Platz täglich eine Vesper zu der alle Kinder eine Brotzeit und etwas zu trinken dabei haben. Wir empfehlen dabei, möglichst auf Süßes zu verzichten. Gerade im Sommer kennen sie sicherlich aus eigener Erfahrung das Thema mit den süßen gelb-schwarzen Stachel-Tierchen… Aber auch ohne diesen Besuch bei der Brotzeit treibt süße Brotzeit den Blutzuckerspiegel sehr schnell nach oben. Das Problem ist dabei für uns gar nicht primär die schubweise Energie der Kinder, sondern dass der Zuckerspiegel leider genauso schnell wieder abfällt. Zum einen natürlich ein Thema das nachhaltiges Konzentriertes „Arbeiten“ den Kindern schwerer macht, zum anderen aber gerade in der Übergangszeit und auch im Winter ein Problem, weil dadurch die Kinder schneller zu frieren anfangen. Außerdem bitten wir Eltern immer Kinder keine bunten Plastikverpackungen zur Brotzeit mitzugeben. Diese bleiben leider immer wieder unbemerkt im Wald liegen und haben zudem auch für anderen Kinder einen hohen Aufforderungscharakter.

Dieses Bild stammt von Tobias Schießer, die Bildrechte liegen beim eigenaktiv e.V.


Und wie ist das mit den Kindern, die Mittags bleiben?

Kinder, die mittags bleiben haben eine zweite Brotzeit dabei. Man kann dafür bei Bedarf auch Iso-Brotzeitdosen kaufen (fragt gerne vorher, manche sind gut, andere nicht). Oft kommt durch die Mittagsöffnung auch die Frage nach dem Mittagsschlaf. Dieser ist strukturell nicht eingeplant, es ist aber den ganzen Tag über möglich auf den akuten Bedarf eines Kindes zu reagieren, eine Decke auszubreiten oder eine Hängematte aufzuhängen.

Dieses Bild stammt von anotherlunch und steht unter der CC2 Lizenz.


Wie seid ihr für Notfälle gerüstet? (z.B. bei Unfällen)

In jeder Gruppe wird kontinuierlich jeder Pädagoge als Erst-Helfer ausgebildet. Zudem hat jede.r Erzieher.in ein Notfallhandy über den die Erzieher Kontakt halten können, der Rettungsdienst, und auch die Eltern sofort erreichbar sind. Wir informieren zudem regelmäßig Kinder, Eltern und Team, so dass sie wissen welche Gefahren lauern und wie man damit umgeht. Außerdem kooperieren wir mit der zuständigen Rettungsleitstelle. Für einen reibungslosen Ablauf in Notfällen liegen für alle regelmäßig genutzten Plätze GPS-Daten vor.

Dieses Bild steht unter der Pixabay License.


Was kann man tun wegen der Zecken?

Es gibt für jeden Geschmack entsprechende Strategien um gesundheitsgefährdende Zeckenbisse zu vermeiden. Das einfachste was man als Elternteil tun kann ist regelmäßig zu prüfen, ob das Kind (oder man selbst) von einer Zecke gebissen wurde. Es ist sinnvoll die Zecke möglichst schnell zu entfernen, da manche Krankheitserreger über den Verdauungstrakt der Zecke kommen. Auf Zecken achten sollte man grundsätzlich, wenn die Außentemperatur so um die 10 Grad und mehr erreicht, was durchaus auch in den Wintermonaten manchmal der Fall sein kann. Viele Waldkindergärten empfehlen oder fordern sogar lange Klamotten damit möglichst wenig Haut gezeigt wird und auch helle Kleidung, da man dort die Zecken besser sieht. Andererseits gibt es auch die Empfehlungen in den Sommermonaten eher kurze Klamotten zu tragen, da man dadurch weniger schwitzt und der Körper auch nicht so heiß wird (das zieht Zecken an) und man die Zecken bereits vor dem Biss eher auf der Haut krabbeln spürt und die Zecken sich ja auch nicht von Sträuchern fallen lassen wie oft erzählt wird. Es gibt auch viele Anti-Zecken-Mittel, die mehr oder weniger wirksam sind. Viele Eltern überlegen zwei Mal, ob sie regelmäßig Chemie an die Haut ihrer Kinder lassen wollen. Als Alternative kann man Kokosöl/-fett nutzen, wie man es vom Kochen kennt. Es enthält über 50 % Laurinsäure, was die Zecken „nicht riechen“ können. Seit Jugend-forscht kennen wir auch Schwarzkümmelöl als wirksames Anti-Zecken-Mittel.

Viele Ärzte und die Pharmaindustrie empfehlen zudem die Zeckenimpfung. Man muss dazu sagen, dass man damit nur gegen FSME impfen kann, Borreliose (erheblich weiter verbreitet) aber dadurch nicht abgewehrt werden kann.

Die beste Prävention ist es aber die Kinder zeitnah nach jedem Waldbesuch abzusuchen und dabei auch die Kleidung zu wechseln, da die Tierchen oft stundenlang auf den Klamotten krabbeln bevor sie den für sich perfekten Platz zum Festbeißen gefunden haben.

Dieses Bild stammt von pxhere und steht unter der CCO Lizenz.


… und Fuchsbandwurm? Giftige Pflanzen? Wie ist das mit barfuß laufen? Sonne-/Kältecreme?

Im Moment findet ihr diese und andere Antworten am Besten im persönlichen Gespräch mit unserer pädagogischen Leitung:

Corina Retek, 0176 – 87 90 18 97.

Über ihr Waldhandy ist sie meist vormittags am Besten zu erreichen.

Ich hätte da noch ein paar weitere Fragen…

Wir hoffen, wir konnten ihr Interesse wecken und sie sind nun gespannt auf weitere Details unseres Waldkindergartens. Wenn es noch offene Fragen gibt, dann melden sie sich gerne telefonisch, postalisch oder auch per Mail (siehe Kontakt). Außerdem lesen sie gerne mehr über uns in unserer Konzeption.